(Kuh)le Einblicke in Österreichs erstes Kuhcafé

(Kuh)le Einblicke in Österreichs erstes Kuhcafé
Verena Derler im Kuhcafé
(Kuh)le Einblicke in Österreichs erstes Kuhcafé
Vom Café haben die Gäste einen Panoramablick direkt in den Kuhstall. Fotos: Kuhcafé Derler
(Kuh)le Einblicke in Österreichs erstes Kuhcafé
Rosa Derler

Mit ihrem Kuhcafé hat sich Familie Derler aus Waisenegg bei Birkfeld (Stmk.) einen Traum erfüllt. Eine spektakuläre Sicht in den Kuhstall, hausgemachte Torten und guter Kaffee machen das besondere Café zum Besuchermagneten. Hofchefin und Tortenbäckerin Rosa Derler verrät, wie es dazu gekommen ist und gibt uns eines ihrer geheimen Tortenrezepte preis.

 

Alles begann mit einem Schicksalsschlag: Als das Wirtschaftsgebäude am Hof der Familie Derler 2007 zur Gänze ausbrannte, war es Zeit für einen Neuanfang. Ein Neubau musste her und im Zuge der Planung entstand nach und nach die Idee, dass auch Platz für ein Café besteht.

Die Hofchefs Johann und Rosa Derler nahmen die Herausforderung an und konkretisierten ihre Pläne. Für ihren Sohn und Hofnachfolger Michael stand der Auf- und Ausbau eines modernen Milchviehbetriebes fest. Die Idee zum Kuhcafé – ein in den Kuhstall integriertes Kaffeehaus – war geboren.

Rohstoff-Lieferant und Kulturträger

2009 dann die Eröffnung mit großem Interesse von Freunden, Familie und Medien. Vermarktet als „Österreichs erstes Kuhcafé“, fand das Konzept bundesweit viele Nachahmer. Das Herzstück in Derlers Kuhcafé ist eine Aussichtsplattform, von der man durch eine Glasscheibe in den Kuhstall blickt.

„Damit liegt man ganz nah am Produkt. Die Milch, die unten im Kuhstall gemolken wird, kommt später im Kuhcafé auf den Tisch und wird auch für die Zubereitung unserer Mehlspeisen verwendet“, erzählt Rosa Derler stolz. So schafft Famlie Derler einen Spagat zwischen Rohstoff-Lieferant auf der einen und Kulturträger auf der anderen Seite und leistet so einen wichtigen Beitrag zu Österreichs Mehlspeiskultur.

Authentizität steht für die passionierte Kaffeetrinkerin an oberster Stelle – so wird in ihrem Kuhcafé bewusst auf regionale Produkte und auf hausgemachte Torten gesetzt. „Bei uns gibt es einen Bio-Fair-Trade Kaffee und die Torten werden von meiner Nachbarin und mir gebacken“, so Derler, die die gute Seele des Kuhcafés ist.

Gäste aus aller Welt

Ihre Berufsausbildung als gelernte Verkäuferin kommt ihr heute noch zu Gute, schließlich besuchen Gäste aus aller Welt das Kuhcafé in der „Grünen Mark“. Fleiß und Tatendrang sind für die Kuhcafé-Besitzerin selbstverständlich: „In jungen Jahren bin ich zu meinem Mann auf den Hof gezogen und habe am Betrieb mitgeholfen."

Auf die Frage, was für sie die Motivation ist, heutzutage als Landwirtin und Gastronomin tätig zu sein, sagt sie: „Ich bin offen für Neues. Es macht mir Spaß guten Kaffee und hausgemachte Torten anzubieten. Ich komme mit Gästen oft ins Gespräch über landwirtschaftliche Themen, zum Beispiel wie schwer es manchmal ist, bei geringen Milchpreisen weiterzumachen. Wir haben Gäste aus aller Welt bei uns am Hof. So kann es schon passieren, dass ich mich mit einem Bauern aus Kanada, Australien, Kolumbien oder sogar China austauschen kann. Das finde ich persönlich sehr spannend und bereichernd."

Tierwohl hat Priorität

Eines steht fest: So einen Ausblick vom Kuhcafé direkt in den Stall zu den Kühen hat man sicherlich nicht alle Tage. Auch auf das Tierwohl legt Familie Derler einen besonderen Stellenwert: „Die Kühe sind im Laufstall und können sich frei bewegen. Es gibt bei uns sogar eine Massagestation, bei der sich die Kühe von den automatischen Bürsten massieren lassen können. Wenn sich unsere Besucher die Kühe bei uns im Stall ansehen, werden sie merken, dass die Herde sehr entspannt und ruhig ist“, sagt Rosa Derler.

Da durchschnittlich zwei Kälber in der Woche im Kuhstall das Licht der Welt erblicken, kann es gut sein, dass man selbst live bei einer Geburt dabei ist und den Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.

>>> Hier geht´s zum Rezept von Rosa Derlers Hexentorte

 

Anmerkung der Redaktion: Leider hat sich die Familie Derler dazu entschieden, das Kuhcafé zu schließen. Sobald neue Pläne veröffentlicht werden, werden wir darüber berichten. 

Unterwegs