Studie: Süßspeisen als das Hauptgericht am Heiligen Abend

Studie: Süßspeisen als das Hauptgericht am Heiligen Abend
Foto: Paul und Heidy Eiselsberg

Das Marktforschungsinstitut "IMAS International" befragt jedes Jahr die Österreicher nach ihrer Hauptspeise am Heiligen Abend. Die Ergebnisse für dieses Jahr sind sehr erfreulich, denn die Süßspeise ist auf Platz 1.

Die Mehlspeiskultur sprach mit Research Director DDr. Paul Eiselsberg über die Ergebnisse und seine Einschätzung.

Mehlspeiskultur: Süßspeisen haben im Ranking kräftig zugelegt, was sind Ihrer Einschätzung nach mögliche Gründe?

Paul Eiselsberg: Alle Jahre wieder befragen wir die Österreicher nach ihrer Hauptspeise am Heiligen Abend. Dazu werden 1.000 Personen repräsentativ befragt und wir haben eine eindeutige Entwicklung: Seit Beginn unserer Trenderhebung nehmen die Süßspeisen deutlich zu, sind mittlerweile die Nr. 1 unter den Hauptgerichten. Danach folgen die klassischen Speisen wie Fisch, Bratwürstel und eine kalte Platte. Man kann diese Entwicklung nicht auf einen Faktor reduzieren, aber sicherlich spielt der veränderte Fleischkonsum eine gewisse Rolle. Weiters auch der Abwechslungscharakter und scheinbar wird auch etwas mehr gegessen bzw. Alternativmöglichkeiten angeboten.


Mehlspeiskultur: Obwohl Zucker stark unter Beschuss steht, zeigt sich, dass Herr und Frau Österreicher die Mehlspeisen gerade zu Feiertagen hochhalten. Drängen sich aus Ihrer Erfahrung Erklärungen auf? 

Eiselsberg: Ich denke, dass sich das Ernährungsverhalten sicherlich massiv ändert und den Alltag der Österreicher deutlich verändert hat. Dieser ist aber je nach Zielgruppe sehr unterschiedlich. Denken wir nur an das neue Frühstück, also weg vom Marmeladenbrot hin zum Müsli, oder auch den Verzicht auf die Suppe als Vorspeise. Die Feiertage sind aber dann doch etwas Besonderes, da lässt man es sich gut gehen und möchte genießen. 


Mehlspeiskultur: Wieder nach Ihrer persönlichen Einschätzung gefragt, wie wird sich das Spannungsfeld Genuss und bewusste Ernährung in Zukunft entwickeln? 

Eiselsberg: Dies ist schwer einzuschätzen, es wird beides geben, nach Zielgruppen sehr unterschiedlich. Die Gesellschaft wird ja jeden Tag heterogener. 


Mehlspeiskultur: Nimmt Österreich im Hinblick auf Süßspeisen im Vergleich zu anderen Ländern eine besondere Rolle ein? Wenn ja, welche? 

Eiselsberg: Das kann ich nicht sagen, aber eines ist schon spannend: Wir Österreicher sind schon sehr von unserer Speisekarte und den typischen österreichischen Gerichten überzeugt. Sie sind ein Identitätsmerkmal für uns. 


Mehlspeiskultur: Wie entwickeln sich die Gewohnheiten der Österreicher und Österreicherinnen im Hinblick auf Backen. Nimmt dieses in Relation zum Kochen zu? Was könnten die Gründe sein? 

Eiselsberg: Das Backen wird von rund 30 Prozent der Bevölkerung zumindest monatlich praktiziert. Kochen und Backen sind immer noch stark weibliche Domänen, nur 15 Prozent der backaffinen Österreicher sind Männer, nur jeder dritte „Koch“ ist männlich. Die Motivlage hinter dem Backen liegt wiederum im stärkeren Vertrauen auf die eigene Backkunst, als zur gekauften Backware. Zentraler Unterschied zum Kochen ist aber sicherlich die Anlassbezogenheit des Backens und somit auch die weit unterdurchschnittliche Intensität dieser Vorgehensweise in der Küche. Backen ist auch kein besonders profiliertes Hobby – ganz im Gegensatz zum Kochen.


Mehlspeiskultur: Was fällt Ihnen zum Thema "Österreichs Mehlspeiskultur" ein? Welche ist Ihre Lieblingsmehlspeise? 

Eiselsberg: Meine Lieblingsspeise ist der Apfelstrudel. Am besten von meinem Vater. Schmeckt wunderbar und jedesmal etwas anders. Mehlspeiskultur ist eine zentrale Identität unseres Landes. 

Herzlichen Dank für das spannende und aufschlussreiche Interview.

 

 

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