Marillen - Das orange Gold der Wachau!

Reife Marillen aus der Wachau
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Herrliche Landschaften, köstlicher Wein und feine Schmankerl – all das gehört untrennbar zur Wachau. Die niederösterreichische Genussregion ist neben all diesen Assoziationen auch mit einer besonderen Frucht auf eine ganz spezielle Weise verbunden: der Marille. 
 

Die Wachau kann ohne Marille nicht sein und umgekehrt. Allerdings hatte die geschmacksintensive Frucht in ihrem Ursprung recht wenig mit der österreichischen Kulturlandschaft zu tun. Denn die Marille kam eigentlich aus dem entfernten China. Bereits 3000 bis 2000 Jahre vor der Geburt Christi labten sich die Chinesen an dem Obst, von dem sie verschiedene Sorten anbauten. Über das damalig chinesische Gebiet Turkestan machte sich die Frucht schließlich auf in Richtung Westen und erlangte in Armenien, Syrien, Griechenland, Italien und weiteren Ländern Europas gleichermaßen Bekanntheit wie auch Beliebtheit. Jene Gebiete, durch die die Donau floss, kamen über den Pontus und den Donauweg in den Genuss der Marille. 

Die Bezeichnung Marille 

Nicht nur der Geschmack der Wachauer Marille ist einzigartig. Auch der Begriff Marille kann als speziell angesehen werden, ist er doch nur in Österreich gebräuchlich. Woher die Bezeichnung stammt, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Wahrscheinlich bezieht sie sich auf die italienische Benennung armellino. Dieser Begriff leitet sich wiederum vom wissenschaftlichen Namen armeniaca, was so viel wie „aus Armenien stammend“ bedeutet, ab. 

Unabhängig von der exakten Herkunft der Bezeichnung – genannt wird die Marille im Donaugebiet schon seit Langem so. Bereits im Jahre 1509 ist in einem Brief der Starhembergischen Briefsammlung von einer „Maryln“ die Rede. Auch Arzt Ortulf vom Baierland bezeichnet das Obst in seinem Arzneibuch als „Amarellen“. In der Wachau fand der Ausdruck Marille erwiesenermaßen schon im Jahr 1679 Verwendung, als der Lesmeister des Petersstifts in Oberarnsdorf über die Bäume in den Weingärten des Stifts schrieb. Dabei spricht er von „Nuß, Pfersich, Mariln und Mandeln“.  

Marille ist gleich Marille – allerdings nicht gleich Wachauer Marille. Denn diese Bezeichnung verdienen lediglich Marillen, die im Gebiet am südlichen Rand des Waldviertels reifen. Echte Wachauer Marillen werden dementsprechend in den Gemeinden Aggsbach-Markt, Albrechtsberg, Bergern im Dunkelsteinerwald, Droß, Dürnstein, Furth, Gedersdorf, Krems, Maria Laach, Mautern, Mühldorf, Paudorf, Rohrendorf bei Krems, Rossatz-Arnsdorf, Senftenberg, Spitz, Stratzing, Weinziel am Wald, Weißenkirchen, Schönbühel-Aggsbach oder Emmersdorf kultiviert. 
 

Verschiedene Faktoren, ein perfektes Produkt 

Zum Anbau regionaler Marillensorten in der Wachau kam es ursprünglich nur, da man aus einer großen  Not eine Tugend machte: Um das Jahr 1890 herum verwüstete die Reblaus die Weingärten des Gebiets, was dem Anbau von Marillen schließlich den Weg ins Donautal ebnete. 

Wie es der Zufall will, könnten Marillen wohl an keinem besseren Ort gedeihen, als in der Wachau. Denn die Region zeichnet sich nicht nur durch ihre landschaftliche Schönheit, sondern auch durch ein besonderes Klima aus. Sowohl das pannonische als auch das Waldviertelklima treffen in der Wachau auf jenes der nahen Donau. Dabei entstehen große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Die Kombination der verschiedenen Klimata sorgt für das einzigartige Aroma der Früchte. 

Neben den klimatischen Bedingungen haben selbstverständlich auch die Bäume, an denen die Wachauer Marillen gedeihen, einen wesentlichen Einfluss auf den Geschmack. Lediglich Marillensämlinge, Myrobalane und diverse Pflaumen, die zur Rundkrone, Pyramidenkrone oder Hohlkrone erzogen und auf die Wachauer Bodenverhältnisse adaptiert sind, kommen für den Marillenanbau in Frage. Gerade zur Rundkrone geschnitten, kann das heranwachsende Obst ausreichend Licht aufnehmen. Dadurch minimiert sich die Krankheitsanfälligkeit der Marillen und die Auswirkung auf Reife und Geschmack ist positiv. Momentan umfasst die Produktionsfläche auf Wachauer Boden ungefähr 100.000 Marillenbäume. 
 

Marillen richtig ernten

Was mit der wunderschön anzusehenden Marillenblüte beginnt, findet in der Ernte der köstlichen Frucht seinen Höhepunkt. Zwischen Mitte Juli und Mitte August geht das aufwendige Pflücken der Marillen, was nach wie vor per Hand geschieht, vonstatten. Nicht fehlen darf dabei der klassische Pflückkorb, der sich Wachauer Marillenzistel nennt. Klares Erkennungsmerkmal ist das unten spitz zulaufende Ende des Korbs. Die spezielle Form erleichtert einerseits die Handhabung des Zistels durch die Äste der Bäume hindurch und andererseits verringert sich dadurch der Druck auf die ganz unten liegenden Früchte.  

Mehlspeiskultur-Tipp: Auf der Website der Wachauer Marille gibt es auch eine Webcam, welche jeden Tag über den Reifezustand der Marillen in Echtzeit informiert. 

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