Glöcklerlauf in Ebensee

Glöcklerlauf in Ebensee
Glöcklerlauf anno 1935 Fotos: Edi Promberger/Alt-Ebenseer Glöckler
Glöcklerlauf in Ebensee
Farbenprächtige und aufwändig gefertigte Kappen
Glöcklerlauf in Ebensee
Traditionell werden den Glöcklern zur Stärkung die regionaltypischen Glöcklerkrapfen gereicht. Foto: Dieter Hawlan/shutterstock.com

Eng verwoben mit den Rauhnächten sind die Glöcklerläufe im Inneren Salzkammergut. Seinen Ursprung hat dieses Brauchtum in Ebensee (OÖ). Aufgrund seiner Besonderheit wurde der Ebenseer Glöcklerlauf 2010 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Als traditionelle Mehlspeise werden den Läufern zur Stärkung so genannte Glöcklerkrapfen gereicht.

 

Etwas Mystisches liegt in der Zeit um Weihnachten und Neujahr in der Luft. Um die Rauhnächte ranken sich nicht ohne Grund viele Rituale, Geschichten und auch einige Brauchtümer wurden in Hunderten von Jahren von Region zu Region überliefert. Eines davon ist der Glöcklerlauf.

 

Wer sind Glöckler?

Im Salzkammergut zählt der Glöcklerlauf zu einem außergewöhnlichen Brauch, der in der letzten Rauhnacht – also von 5. auf 6. Jänner – praktiziert wird. Ausgehend von Ebensee verbreitete sich der Brauch des Glöcklerlaufens über das gesamte Salzkammergut und die Wolfgangseeregion bis in die Steiermark. Dieser jährlich am 5. Jänner stattfindende Brauch ist gekennzeichnet durch das weiße Gewand der Glöckler, dem Tragen von edlen Lichterkappen, dem typischen Läuten von großen Glocken sowie dem Laufen von verschiedenen Formationen. In den letzten Jahrzehnten erstarkte das Interesse am Glöcklerlaufen in großen Teilen des Salzkammergutes, da man auch das touristische Potenzial dieser Tradition erkannte.

 

Traditioneller Glöcklerlauf in Ebensee

Die Ebenseer Brüder Edi und Roland Promberger sind eine der Hauptinitiatoren des Ebenseer Glöcklerlaufens. Ihr Vater hat die Pass „Alt Ebensee“ 1974 gegründet und den Weg geebnet, dass der Ebenseer Glöcklerlauf heute der größte und beeindruckendste im Salzkammergut ist.

Rund 600 Glöckler verschiedener Passen (davon rund 350 Kappenträger) durchlaufen am 5. Jänner die Straßen der Traunsee-Gemeinde. Nach Einbruch der Dunkelheit geht es aus den verschiedenen Ortsteilen sternförmig kommend in Richtung Ortszentrum. Das Ziel der Schönperchten: Heil und Segen der guten Geister zu gewinnen und die bösen Geister zu vertreiben. „Es ist ein hartes Stück Arbeit, die Glöckler so vorzubereiten, wie sie dann schließlich am 5. Jänner auftreten“, erzählt Edi Promberger im Gespräch mit „Die Mehlspeis‘“. 

Bis zu 650 Arbeitsstunden werden alleine in die Fertigung der prächtigen Kappen investiert. Wegen ihrer Größe, Farbenpracht und Muster sind die Kappen, die die Glöckler auf ihrem Kopf tragen, der eigentliche Blickfang. Nicht zu vergessen die traditionellen Formen der Kappen: Sturmhut, Fünfzack und Siebenzack.

 

Körperliche Herausforderung

Was beim Glöcklerlauf einfach aussieht, ist in Wahrheit eine körperliche Herausforderung für die Kappenträger: Alleine die Kappe, die von einem einzigen Läufer getragen wird, kann bis zu 20 Kilogramm wiegen und ist mit einer Länge von bis zu 4,5 Metern und einer Höhe von bis zu 1,8 Metern äußerst schwierig zu handhaben. Dazu kommen noch die am Rücken getragenen Glocken, die bis zu 15 Kilogramm wiegen. „Es gibt Läufer, die mit ihren Kappen und Glocken alles durchgehend tragen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass unsere Kappenträger körperlich voll fit sind – immerhin beträgt die Laufstrecke ungefähr 13 Kilometer“, sagt Promberger.

Eine Passe besteht aus Spion, Vorläufer, Kappenträger, Absammler sowie dem Anzünder der Kerzen. „Falls einen Läufer dann doch die Kräfte verlassen sollten, wird gewechselt. Das ist kein Problem, da helfen wir alle zusammen“, betont Edi Promberger. „Das Einzige, was der Glöckler fürchtet, ist der Wind. Stellen Sie sich vor, Sie tragen so eine große Kappe, die mit brennenden Kerzen ausgeleuchtet ist, auf dem Kopf und dann kommt ein Windstoß. Da muss man schon ganz genau aufpassen, wie der Wind steht“, verrät der Ebenseer.

Da der Lauf sehr anstrengend und die Wegstrecke lang ist, werden die Glöckler traditionell von Privatpersonen und Wirtsleuten zu einer kleinen Rast eingeladen. Diese willkommene Einkehr wird von den Glöcklern mit dem Singen von Krippenliedern honoriert. Und eine ganz besondere Gabe bei der Rast erfreut jedes Glöcklerherz: „Besonders köstlich sind die selbst gebackenen Glöcklerkrapfen, auf die freue ich mich jedes Jahr“, lacht Edi Promberger verschmitzt.

 

Unterwegs